Das Rathaus am See

Hier bin ich gebor'n und laufe durch die Straßen,

Kenn' die Gesichter, jedes Haus und jeden Laden.

Ich muss jetzt ran, kenn jede Taube hier beim Namen.

Obine raus, jetzt komm ich statt der Frau mit schnellem Wagen.

Die Sonne blendet, die Zeit geht vorbei.

Und die Welt hinter mir wird langsam klein.

Doch die Welt vor mir ist für mich gemacht!

Der OB-Posten wartet, ich hol ihn ab!

Ich hab die Leut auf meiner Seite, ich hab Rückenwind!

Der gute bunte Liste-Chor, der für mich singt!

Ich lehne mich zurück und guck ins tiefe Blau,

schließ' die Augen und lauf einfach geradeaus.

 

Und am Ende der Straße ich das Rathaus seh.

Hoybotenblätter liegen auf dem Weg.

Ich hab 60 Prozent, meine Frau ist schön.

Alle wählen mich, ich brauch nicht rauszugehen.

 

Ich such nen neuen Job mit fremden Aufgaben,

Fremde Gesichter und alle kennen mein'n Namen!

Volle Ansage, ich dreh die dicken Dinger.

Den Stadtrat wickle ich locker um den Finger.

Ich geh auf Parties mit mords Aufwand.

Den Frauen raube ich jeden Verstand!

Der Wahltag kommt – ich bin vom Glück verfolgt

Und seh die OB-Kette schon aus Gold.

Ich lad' die alten Vögel zur Wahlparty ein.

Und alle fang'n vor Freude an zu wein'n.

Im Irish wird gefeiert und wir saufen Schnaps.

Und dann kommt das Ergebnis in der Nacht.

 

Und der Mond scheint hell auf das Rathaus am See.

Hoybotenblätter liegen auf dem Weg.

Es ist nix geworden, brauch nicht rauszugehen.

Nur 19 Prozent, doch meine Frau bleibt schön.

 

Und am Ende der Straße ich das Rathaus seh.

Hoybotenblätter liegen auf dem Weg.

Es ist nix geworden, brauch nicht rauszugehen.

Nur 19 Prozent, doch meine Frau bleibt schön.

 

Hier bin ich gebor'n, hier werd ich begraben.

Hab ein Weißbier in der Hand und sitz im Garten.

Der neue OB flucht, weil ihn alle untergraben.

Wenn ich so daran denke, kann ich's eigentlich kaum erwarten.



















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