Datum: 05.07.2005

„Lindauer Kabaräh“

Lästerquartett ist gnädig: Alle kommen dran

LINDAU - Wieder einmal hat das „Lindauer Kabaräh“ „umfassend und neutral“ darüber informiert, was hier in den vergangenen beiden Jahren wichtig war. Und wer es aus seiner Sicht wert war, Spott über sich ergehen zu lassen.

Von unserem Mitarbeiter Winfried J. Hamann

So läuft das mittlerweile: Auch wenn sie damit rechnen müssen, in aller Öffentlichkeit hochgenommen oder gar bloßgestellt zu werden, so kommen sie doch jedes Jahr wieder in Scharen: Stadträte und Oberbürgermeisterin, Lehrer, Verwaltungsleute und viele, die man eben so kennt in dieser Stadt – und über die man immer schon mal öffentlich und ungestraft lästern wollte.

Gnädig war es diesmal, das „Lästerquartett“ mit Götz Rauch, Bärbel Heumann, Franz Waltenberger und Katrin Seeberger; gnädig jedenfalls insofern, als es diesmal ziemlich viele solcher Persönlichkeiten durch seinen kabarettistischen Kakao gezogen hat und sie damit vor der noch größeren Strafe bewahrt hat, nämlich gar nicht erst erwähnt zu werden.

Ganz klar: Für Eduard Leifert und seine umstrittene Vorgehensweise bei Krankenhaus und Realschule gibt es im bekannten Dunstkreis dieser gnadenlosen Vier wenig zu lachen, und auch für Ex-OB Müller ist jetzt offenbar Schluss mit lustig. Die von der Bahn AG an die Lindauer Front geschickten Manager finden ebenso wenig Gnade wie manche ihrer Sprüche („im Schnitt fünf Meter, das ist eine ganz schöne Höhe“), die genussvoll zerlegt werden. Dass man mit der Lästerei über Hans Stübners Glocken, den „hochverehrten“, aber „gevierteilten“ Robert Kainz oder die Bemühungen von AKL oder Prolindau immer auf dankbare Lacher zählen kann, ist dem „Lindauer Kabaräh“ bekannt und findet selbstverständlich seinen Niederschlag.

Mal wieder gar kein Respekt

Ziemlich respektlos – im Falle von Bärbel Heumann und Götz Rauch durchaus auch gegen sich selbst – ist die Beschreibung der verschiedenen Stadträte geraten, wo man offenbar keine Mühen scheut, die angekündigten „Stammtischreden“ oftmals noch unter das erwartete Niveau zu drücken – Hitlerbart und Besäufnis inklusive.

Doch hin und wieder, insbesondere im zweiten Teil, blitzen die Momente auf, die zur Popularität und zum Kultcharakter des „Lindauer Kabaräh“ beigetragen haben – etwa dann, wenn bei Franz Waltenberger Stimme, Dialekt und komödiantische Leidenschaft zum gleichzeitigen Einsatz kommen oder er gar im Duett mit Bärbel Heumann singt. Das Lied „Ungreifbare Frau“ – gemeint ist Petra Seidl – gehört in dieser Hinsicht sicherlich zu den Höhepunkten des Abends.

Aus der Vielzahl von Nachrichten, Sketchen, Ratschlägen und Beobachtungen, die manchmal etwas abrupt wechseln, leiten sich dann immer häufiger freundliche Angriffe auf die „Obine“ ab, der man angesichts der sich nähernden Wahlen natürlich so langsam ihre Befähigung für dieses Amt absprechen muss – zum Beispiel mit einer hinreißend gemachten „psychologischen Analyse“, die von Katrin Seeberger und Franz Waltenberger so köstlich vorgespielt wird.

Götz Rauch hat sich mit „seinem“ Programm wieder mächtig ins Zeug gelegt und auch auf der Bühne „sichtbar“ alles gegeben. Das Gespür für Themen, die für die Auftritte des „Lin- dauer Kabarähs“ typisch sind, hat er auch diesmal gehabt. Dabei hat er gegenüber seinen Zielobjekten wiederum den Respekt bewiesen, den man von ihm kennt: nämlich keinen.

Wenn die von ihm angesprochene „Kritik in der LZ“ nun doch nicht so enthusiastisch ausfällt wie vielleicht manchmal in der Vergangenheit, so hat er ja bereits vorsorglich auf den Titel des Programms verwiesen: „Das ist doch mir global.“

Weitere Vorstellungen sind am 6., 8., 11., 13. und 20 Juli, jeweils um 20.30 Uhr. Einlass in den Club Vaudeville, Von Behring Straße 6-8, ist um 20 Uhr.

Hinter Gittern, aber trotzdem gefährlich: Bärbel Heumann (links) und Katrin Seeberger. An der Gitarre begleitet von Götz Rauch. LZ-Foto: Christian Flemming


Datum: 05.07.2005